Projekte und Gruppen

Das Projekt „Piazza virtuale“ von Van Gogh TV ist Teil einer verwirrenden Vielzahl von weiteren Arbeiten und (medien)künstlerischen Gruppen, die im Umfeld dieses Projekts entstanden oder diesem vorangingen. Die künstlerische Praxis, statt individueller Kunstwerke kollektive Projekte unter immer neuen „Markennamen“ zu lancieren und durchzuführen, lässt sich einerseits auf Methoden zurückführen, wie sie von losen Künstlerzusammenschlüssen wie Dada und Fluxus in den Kanon des ästhetischen Modernismus eingeführt wurden. Andererseits entsprach diese Praxis auch einer neoliberalen Form der Arbeitsorganisation und des „Brandings“, die der Zeit der entstehenden Internet-Ökonomie entsprach. In diesem Sinn ist es auch adäquat, dass „Piazza virtuale“ einerseits Ausgangspunkt von weiteren Kunstgruppen und -aktivitäten war, aber auch, dass gerade aus dem Kreis der Veranstalter von „Piazza virtuale“ heraus tatsächlich Unternehmen entstanden, die zu den Vorläufern der „New Economy“ in Deutschland gehörten.

Ausgangspunkt all dieser Aktivitäten ist die Künstlergruppe Minus Delta t, die Ende der 70er-Jahre von Karel Dudesek und Mike Hentz gegründet worden war. Benjamin Heidersberger, der mit Head Resonance Company eine eigene künstlerische Plattform gegründet hatte, schloss sich der Gruppe an, die zusammen mit Salvatore Vanasco ab 1988 unter dem Namen „Van Gogh TV“ für einige der zukunftsweisenden (medien-)künstlerischen Projekte dieser Zeit verantwortlich waren. Die Arbeit als künstlerisches Kollektiv, für das Van Gogh TV beispielhaft steht, war besonders von Mike Hentz durch seine Teilnahme an Künstlergruppe und -netzwerken wie Frigo, Infermental oder Radio Bellevue in die DNA der Gruppe eingebracht worden.

The Project, noch unter diesem neutralen Titel von Minus Delta t bei der ars electronica durchgeführt, ist ebenso ein klarer Vorläufer von „Piazza virtuale“ wie „RePublicTV“, das schon unter dem neuen Projektnamen Ponton stattfand. Auch das Videodokumentationsprojekt, das unter Titeln wie „Archive Europa“, „Asia Projekt“, „Project Archive“ oder „European Mobile Media Art Project“ durchgeführt wurde, war schon von Minus Delta t angefangen worden, lief dann aber unter dem Projektnamen „Ponton“ weiter.

Um Organisationsformen zu finden, die der zunehmenden Professionalisierung ihrer künstlerischen Aktivität entsprachen, trugen die Macher von Van Gogh TV 1991 die Junge Gesellschaft zur Förderung der Kunst und Medientechnologie e. V. Hamburg ins Vereinsregister ein. Van Gogh TV führten unter diesem Namen außer „Piazza virtuale“ auch die Projekte „Hotel Pompino“, „Ballroom TV“ und „Service Area a. i.“ durch. Unter dem Titel „Universcity TV“ planten Mike Hentz und Salvatore Vanasco ein paneuropäisches Netzwerk von Gruppen und Individuen, die sich für interaktives Fernsehen und frühe Online-Experimente interessierten. Auch eine Einladung nach Japan firmierte unter dem Titel „Piazza Virtuale Japan/NHK“.

Andererseits war „Piazza virtuale“ auch der Ausgangspunkt einer Reihe von Unternehmensgründungen. Mit der Unterstützung der niedersächsischen Landesregierung entstand in Hannover das Ponton European Media Art Lab. Aus diesem Unternehmen entwickelte sich einerseits Van Gogh TeleVison Inc., nachdem Karel Dudesek von den Gesellschaftern der Firma in Hannover ausgeschlossen wurden war und ein eigenes Unternehmen gründete, dass die VRML-Welt „Worlds Within“ entwickelte. In Hamburg entstand zunächst als Ableger des  Ponton European Media Art Lab die Ponton Holding, ein frühes New-Economy-Unternehmen, dessen Unternehmensmodell heute von Salvatore Vanasco mit seiner Firma Xailabs in Berlin fortgeführt wird.

Die kollektive Form der Kunstproduktion, die Mike Hentz entwickelt hat, hat er in einer Form, die an „Piazza virtuale“ erinnert, mit „Club Automatique“ weiterentwickelt und daran mit Werkgruppen wie „Tableau vivant“ angeknüpft.

Baiba Ripa

Interview with Baiba Ripa, 04.07.2019

Benjamin Heidersberger

Interview mit Benjamin Heidersberger, 14.04.2018

Christian Wolff

Interview mit Christian Wolff, 22.05.2018

Christiane Klappert

Interview mit Christiane Klappert, 20.02.2019

Coffeehouse

Kein anderes Format war öfter bei Piazza virtuale im Programm als „Coffeehouse“.

Cornelia Sollfrank & Janine Sack

Interview mit Cornelia Sollfrank und Janine Sack, 08.06.2018

Das virtuelle Atelier

„Das virtuelle Atelier“ war ein Format zum interaktiven Malen innerhalb der „Piazza……

Der Beichtstuhl

Anders als bei den anderen Sendungen kommt beim „Beichtstuhl“ immer nur ein Anrufer durch, der dann…