The Project (1986)

1986 führte Minus Delta t bei der ars electronica eine Aktion mit dem Titel „The Project“ durch, an der auch die französischen Künstlerkollektive Frigo, Radio Bellevue und Code Public beteiligt waren. Neben einem Livekonzert von Minus Delta t (bei dem auf offener Bühne ein Huhn geschlachtet wurde) gehörte dazu auch eine „Container City“, ein Medienstudio aus Containern, das neben dem Bruckner-Haus in Linz aufgebaut wurde und das bereits Ähnlichkeit mit dem Containerstudio in Kassel neben dem Fridericianum bei documenta „Piazza virtuale“ sendete.

Über den Programmteil „Österreich Bild“ heißt es im Festivalprogrammheft: „Minus Delta t per Auto durch Österreich unterwegs mit Autotelefon,Videoequipment, Digitalizer, Computer und Telefonmodem schickt ca. stündlich Bilder und täglich Berichte (teilweise live) nach Linz und ist während der gesamten Ars Electronica durch Österreich verfolgbar. In einem der Container werden die Bilder empfangen, scheinen sofort am Monitor auf (Slowscan) und werden ausgedruckt. Frigo ergänzt das Videoprogramm. Tägliche Reportagen, Interviews, Geräusche und Musik des Wegs. Der Radioästhetische Aspekt wird von Radio Bellevue geprägt. Dokumentation, Kunst, Reportage, Vermittlung, Living Space, Schmusebank, Treffpunkt und funktionelle Hitec.“ Verwendet wurde dabei laut Katalog des Festivals ein „neue(s) Bildübertragungssystem, das nur einen Bruchteil der bisherigen Übertragungszeit benötigt und Fernsehbilder via Telefon beliebig weit bringt.“ Dieses Übertragungssystem war SSPZ von der österreichischen Firma Morocutti.

Das Programm wird im Katalog so beschrieben: „Die augenfälligsten Motive würden Bilder liefern, die Österreich von sich hat (wie sich Österreich sieht), grundsätzlich kommt alles Kennzeichnende in Frage, aber die spanische Hofreitschule, das Goldene Dachl, der Lindwurm, der Neusiedler See, die Sachertorte und die Pferdeschwemme sind Sehenswürdigkeiten und haben nur zur groben Orientierung in der Folge ständig übertragener Bilder vorzukommen… “ Vor allem sollten Alltagsbilder aus Österreich aufgenommen werden: „Eisläufer im Kreis, Musikkapelle von Hochzeit, Trauerzug oder Jubiläum, Schwimmbad, eine Frau oben ohne und eine Frau im Badeanzug, eine Familie im Schwimmbad ißt Schnitzel mit Kartoffelsalat, das Porträt des Badewärters, SB-Tankstelle: ein Handelsreisender bedient sich, Montezumas Federkrone im Völkerkundlichen Museum. Und welches der Bilder könnte genauso gut aus einem anderen Teil Mitteleuropas — wenn nicht der Welt — stammen? Oder gibt es unverwechselbare Bilder aus Österreich, durch die sich Österreich noch nicht dargestellt hat?“

Die Ausdrucke der Videobilder wurden im Bruckner-Haus unter dem Titel „Installation Archiv Europa Archiv Asien“ zusammen mit Videos gezeigt.